Was tun bei Urinverlust beim Husten, Niesen und Sport?
Ein herzhaftes Lachen mit Freunden, ein plötzlicher Nieser oder das Heben der Einkaufstüten – und plötzlich passiert es: Ungewollter Urinverlust in Alltagssituationen, die eigentlich völlig normal sind. Wenn Sie bei körperlicher Anstrengung, beim Husten oder Niesen unwillkürlich Urin verlieren, leiden Sie wahrscheinlich unter Belastungsinkontinenz. Diese Form der Harninkontinenz betrifft in Deutschland etwa 25-45% aller Frauen und rund 5-15% der Männer – Tendenz steigend mit zunehmendem Alter.
Die gute Nachricht: Belastungsinkontinenz ist keine unvermeidbare Alterserscheinung, die Sie einfach hinnehmen müssen. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich diese Form der Inkontinenz in vielen Fällen deutlich verbessern oder sogar vollständig beheben. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wie Belastungsinkontinenz entsteht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was Sie konkret tun können, wenn beim Husten, Niesen oder Sport Urin verloren geht.
Dieser Artikel richtet sich an Betroffene jeden Alters sowie deren Angehörige und bietet Ihnen wissenschaftlich fundierte Informationen, praktische Alltagstipps und einen Überblick über alle verfügbaren Therapieoptionen – von konservativen Methoden wie Beckenbodentraining bis zu operativen Eingriffen.
Was ist Belastungsinkontinenz? Definition und Abgrenzung
Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, ist die häufigste Form der Harninkontinenz bei Frauen unter 60 Jahren. Sie ist durch unwillkürlichen Urinverlust gekennzeichnet, der bei körperlicher Belastung auftritt – ohne dass gleichzeitig ein Harndrang verspürt wird.
Typische Auslöser sind:
- Husten, Niesen oder Lachen
- Heben schwerer Gegenstände
- Treppensteigen oder schnelles Gehen
- Sportliche Aktivitäten wie Joggen, Springen oder Aerobic
- Aufstehen aus sitzender oder liegender Position
- Geschlechtsverkehr
Der entscheidende Unterschied zu anderen Inkontinenzformen: Bei Belastungsinkontinenz kommt es zum Urinverlust, ohne dass Sie vorher einen Harndrang verspüren. Der Urin geht verloren, weil der Druck im Bauchraum plötzlich ansteigt und der Verschlussmechanismus der Blase diesem Druck nicht standhalten kann.
Im Gegensatz dazu steht die Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz), bei der ein plötzlicher, kaum kontrollierbarer Harndrang auftritt. Manche Menschen leiden auch unter einer Mischform aus beiden Inkontinenztypen, der sogenannten Mischinkontinenz.
Schweregrade der Belastungsinkontinenz
Medizinisch wird Belastungsinkontinenz in drei Schweregrade eingeteilt:
| Schweregrad | Beschreibung | Auslöser |
|---|---|---|
| Grad I (leicht) | Urinverlust bei plötzlichem Druckanstieg | Husten, Niesen, Lachen, schweres Heben |
| Grad II (mittel) | Urinverlust bei alltäglicher Belastung | Treppensteigen, schnelles Gehen, Aufstehen |
| Grad III (schwer) | Urinverlust bereits im Liegen oder Stehen | Keine besondere Belastung nötig, Positionswechsel reicht aus |
Diese Einteilung hilft Ärzten, die passende Therapie zu wählen. Während bei Grad I oft konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining ausreichen, kann bei Grad III eine Operation notwendig werden.
Ursachen: Warum kommt es zu Inkontinenz beim Husten und Niesen?
Um zu verstehen, warum beim Husten, Niesen oder Sport Urin verloren geht, müssen wir uns den Verschlussmechanismus der Blase genauer ansehen. Normalerweise sorgt ein komplexes Zusammenspiel aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe dafür, dass die Blase dicht bleibt – selbst bei plötzlichen Druckerhöhungen im Bauchraum.
Der normale Verschlussmechanismus
Zwei Strukturen sind für die Harnkontinenz besonders wichtig:
1. Der Beckenboden: Diese kräftige Muskelplatte am Boden des Beckens trägt die Beckenorgane (Blase, Gebärmutter, Darm) und verschließt den Beckenausgang. Bei gesunden Menschen spannt sich der Beckenboden reflexartig an, wenn der Druck im Bauchraum steigt – etwa beim Husten oder Niesen.
2. Der Blasenschließmuskel: Er umschließt die Harnröhre und hält sie geschlossen. Bei Frauen ist die Harnröhre nur etwa 3-5 cm lang, bei Männern 20-25 cm – was erklärt, warum Frauen häufiger von Belastungsinkontinenz betroffen sind.
Wenn diese Verschlussmechanismen geschwächt sind, kann der plötzliche Druckanstieg beim Husten, Niesen oder Lachen nicht mehr kompensiert werden – Urin geht verloren.
Hauptursachen für geschwächte Verschlussmechanismen
Bei Frauen:
- Schwangerschaft und Geburt: Die häufigste Ursache. Das Gewicht des Kindes belastet den Beckenboden monatelang, bei der Geburt wird er stark gedehnt. Besonders nach mehreren Geburten, langen Austreibungsphasen oder hohem Geburtsgewicht steigt das Risiko.
- Hormonelle Veränderungen: Nach den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel. Das Gewebe wird weniger elastisch, Muskeln und Bänder erschlaffen.
- Übergewicht: Jedes Kilogramm zu viel erhöht den Druck auf den Beckenboden dauerhaft.
- Chronischer Husten: Bei Raucherinnen oder chronischen Atemwegserkrankungen wird der Beckenboden ständig belastet.
- Bindegewebsschwäche: Manche Frauen haben von Natur aus schwächeres Bindegewebe.
- Schwere körperliche Arbeit: Regelmäßiges Heben schwerer Lasten belastet den Beckenboden.
Bei Männern:
- Prostataoperationen: Die häufigste Ursache. Nach einer Prostataentfernung oder anderen Eingriffen an der Prostata kann der Schließmuskel geschädigt sein.
- Neurologische Erkrankungen: Störungen der Nervenversorgung, etwa durch Diabetes oder einen Bandscheibenvorfall.
- Übergewicht und chronischer Husten: Wie bei Frauen eine zusätzliche Belastung.
Inkontinenz beim Husten: Was tun? Erste Sofortmaßnahmen
Wenn Sie feststellen, dass beim Husten, Niesen oder Lachen regelmäßig Urin verloren geht, sollten Sie nicht resignieren. Es gibt wirksame Maßnahmen, die Sie sofort umsetzen können – noch bevor Sie einen Arzt aufsuchen.
1. Bewusste Körperhaltung beim Husten und Niesen
Eine einfache, aber effektive Technik: Spannen Sie beim Husten oder Niesen bewusst Ihren Beckenboden an. Das geht so:
- Wenn Sie merken, dass Sie husten oder niesen müssen, spannen Sie sofort die Beckenbodenmuskulatur an (als würden Sie den Urinstrahl stoppen wollen)
- Beugen Sie sich leicht nach vorne oder stützen Sie sich mit den Händen ab
- Kreuzen Sie die Beine, wenn Sie stehen – das erhöht den Gegendruck
- Vermeiden Sie es, beim Husten oder Niesen den Bauch herauszudrücken
Diese sogenannte “Kniff-Technik” hilft vielen Betroffenen, den Urinverlust zu reduzieren oder ganz zu verhindern.
2. Geeignete Inkontinenzhilfsmittel nutzen
Während Sie an einer langfristigen Lösung arbeiten, können Inkontinenzhilfsmittel Ihnen Sicherheit im Alltag geben:
- Einlagen und Vorlagen: Speziell für leichte Belastungsinkontinenz gibt es diskrete Einlagen, die deutlich saugfähiger sind als normale Damenbinden
- Inkontinenzslips: Für stärkeren Urinverlust, sehen aus wie normale Unterwäsche
- Pessare: Für Frauen gibt es spezielle Inkontinenzpessare, die in die Scheide eingesetzt werden und die Harnröhre stützen
Wichtig: Diese Hilfsmittel sind auf Rezept erhältlich und werden von der Krankenkasse bezahlt. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt darüber.
3. Trinkverhalten anpassen – aber nicht reduzieren!
Ein häufiger Fehler: Viele Betroffene trinken weniger, in der Hoffnung, dass dann auch weniger Urin verloren geht. Das ist kontraproduktiv! Zu wenig Flüssigkeit kann zu Blasenentzündungen führen und die Inkontinenz verschlimmern.
Richtig ist:
- Trinken Sie 1,5-2 Liter pro Tag
- Vermeiden Sie harntreibende Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee und Alkohol
- Verteilen Sie die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag
- Reduzieren Sie die Flüssigkeitszufuhr 2-3 Stunden vor dem Schlafengehen

Kostenlose Beratung zur häuslichen Betreuung – wir unterstützen Sie individuell
Angebot anfordern Beraten lassenLangfristige Behandlung: Vom Beckenbodentraining bis zur Operation
Während die oben genannten Sofortmaßnahmen Symptome lindern können, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die die Ursachen der Belastungsinkontinenz angehen. Die Wahl der Therapie hängt vom Schweregrad, Ihrem Alter, Begleiterkrankungen und persönlichen Präferenzen ab.
Konservative Behandlung: Die erste Wahl bei leichter bis mittlerer Inkontinenz
1. Beckenbodentraining (Physiotherapie)
Das A und O jeder Inkontinenztherapie. Studien zeigen: Bei 60-70% der Frauen mit leichter bis mittlerer Belastungsinkontinenz verbessern sich die Symptome durch konsequentes Beckenbodentraining deutlich oder verschwinden sogar ganz.
Wichtig ist:
- Professionelle Anleitung durch spezialisierte Physiotherapeuten
- Tägliches Training über mindestens 3-6 Monate
- Korrekte Ausführung – viele Menschen spannen die falschen Muskeln an
- Kombination aus Anspannungs- und Entspannungsübungen
- Integration in den Alltag (z.B. beim Zähneputzen, an der Ampel)
Moderne Methoden wie Biofeedback-Training oder Elektrostimulation können die Wirksamkeit zusätzlich erhöhen. Diese Verfahren helfen Ihnen, die richtigen Muskeln zu spüren und gezielt zu trainieren.
2. Gewichtsreduktion
Wenn Sie übergewichtig sind, kann bereits eine Gewichtsabnahme von 5-10% die Inkontinenzsymptome um bis zu 50% reduzieren. Jedes Kilogramm weniger entlastet Ihren Beckenboden dauerhaft.
3. Verhaltenstherapie und Blasentraining
Ein strukturiertes Miktionstraining (geplantes Toilettentraining) kann helfen, die Blasenkontrolle zu verbessern:
- Gehen Sie in festen Intervallen zur Toilette (z.B. alle 2-3 Stunden)
- Verlängern Sie die Abstände schrittweise
- Führen Sie ein Miktionstagebuch, um Muster zu erkennen
4. Medikamentöse Therapie
Bei Frauen nach den Wechseljahren kann eine lokale Östrogentherapie (Salbe oder Zäpfchen) das Gewebe kräftigen. Spezielle Medikamente gegen Inkontinenz wie Duloxetin können in manchen Fällen die Verschlusskraft der Harnröhre erhöhen. Diese Wirkstoffe haben aber teils erhebliche Nebenwirkungen und werden nur bei bestimmten Patientinnen eingesetzt.
Operative Behandlung: Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen
Bei schwerer Belastungsinkontinenz (Grad III) oder wenn konservative Therapien nach 6-12 Monaten nicht ausreichend wirken, kann eine Operation bei Inkontinenz sinnvoll sein.
Für Frauen – Die häufigsten Verfahren:
1. TVT/TOT-Operation (Spannungsfreie Schlingen):
- Goldstandard bei weiblicher Belastungsinkontinenz
- Ein schmales Kunststoffband wird unter die Harnröhre gelegt und stützt sie
- Minimal-invasiver Eingriff, meist ambulant oder mit 1-2 Tagen Krankenhausaufenthalt
- Erfolgsrate: 80-90% der Patientinnen sind nach der OP kontinent oder deutlich gebessert
- Komplikationsrate gering, aber möglich: Blasenentleerungsstörungen, Infektionen, selten Erosionen
2. Kolposuspension nach Burch:
- Klassisches Verfahren, bei dem die Blasenwand an Bändern im Becken fixiert wird
- Wird heute seltener durchgeführt, meist nur wenn andere Gründe eine Bauchoperation nötig machen
- Etwas höhere Erfolgsrate, aber invasiver als Schlingenoperationen
3. Bulking-Agents (Unterspritzung):
- Für ältere, gebrechliche Patientinnen oder bei Kontraindikationen für größere Eingriffe
- Material wird in die Harnröhrenwand gespritzt, um sie zu verengen
- Geringere Erfolgsrate (50-60%), oft sind Wiederholungen nötig
- Vorteil: Sehr schonend, ambulant durchführbar
Für Männer nach Prostata-OP:
Die Behandlung der männlichen Belastungsinkontinenz ist komplexer. Optionen sind:
- Schlingenoperationen: Ähnlich wie bei Frauen, aber mit speziellen männlichen Systemen
- Künstlicher Schließmuskel: Bei schwerer Inkontinenz, wird um die Harnröhre gelegt und vom Patienten selbst gesteuert
- Adjustierbare Systeme: Können nach der OP nachjustiert werden
Wichtig: Vor jeder Operation sollten konservative Maßnahmen ausgeschöpft sein. Besprechen Sie mit Ihrem Urologen oder Gynäkologen ausführlich Nutzen und Risiken.
Belastungsinkontinenz beim Sport: Spezielle Herausforderungen und Lösungen
Viele Betroffene – vor allem jüngere Frauen – leiden besonders unter Urinverlust beim Sport. Joggen, Trampolinspringen, Aerobic oder Mannschaftssportarten können zur Belastungsprobe werden. Das führt oft dazu, dass sportliche Aktivitäten eingeschränkt oder ganz aufgegeben werden – mit negativen Folgen für Gesundheit und Lebensqualität.
Warum tritt Inkontinenz beim Sport besonders häufig auf?
Beim Sport steigt der Druck im Bauchraum besonders stark und wiederholt an:
- Hochbelastende Sportarten: Joggen, Springen, Tennis, Basketball – bei jedem Aufprall wirkt das Mehrfache des Körpergewichts auf den Beckenboden
- Krafttraining: Besonders Übungen wie Kniebeugen, Kreuzheben oder Bauchpressen erhöhen den Druck massiv
- Ausdauersport: Lange Belastungsdauer schwächt den Beckenboden zusätzlich
Paradox: Gerade sehr sportliche, schlanke Frauen können betroffen sein – etwa Leistungssportlerinnen oder Fitnesstrainerinnen. Der Grund: Intensive Belastung ohne ausreichendes Beckenbodentraining.
Praktische Tipps für Sport mit Belastungsinkontinenz
1. Sportarten anpassen:
Wechseln Sie zu beckenbodenfreundlichen Sportarten:
- Geeignet: Schwimmen, Radfahren, Walken, Yoga, Pilates, Krafttraining mit korrekter Technik
- Problematisch: Joggen, Trampolinspringen, Mannschaftssportarten mit vielen Sprüngen
- Kompromiss: Hochbelastende Sportarten mit beckenbodenfreundlichen kombinieren und die Intensität anpassen
2. Richtige Technik beim Training:
- Beim Krafttraining: Ausatmen bei Belastung, nicht die Luft anhalten
- Beckenboden vor der Belastung anspannen (z.B. vor dem Aufprall beim Joggen)
- Bauchmuskeltraining anpassen: Keine klassischen Sit-ups, besser Planks oder Pilates-Übungen
- Gewichte reduzieren, dafür mehr Wiederholungen
3. Vor dem Sport:
- Blase vollständig entleeren
- Geeignete Inkontinenzeinlagen tragen (gibt es speziell für Sport, sehr dünn und diskret)
- Nicht zu viel trinken direkt vor dem Training
4. Gezieltes Sportler-Beckenbodentraining:
Für sportlich aktive Menschen gibt es spezielle Trainingsprogramme, die den Beckenboden auf hohe Belastungen vorbereiten. Ein Physiotherapeut mit Spezialisierung auf Sportmedizin kann Ihnen ein individuelles Programm erstellen.
Leben mit Belastungsinkontinenz: Praktische Alltagsbewältigung
Während Sie an einer langfristigen Lösung arbeiten, ist es wichtig, dass die Inkontinenz Ihre Lebensqualität nicht zu stark einschränkt. Hier sind bewährte Strategien für verschiedene Lebensbereiche:
Im Beruf
- Planen Sie regelmäßige Toilettengänge ein (z.B. alle 2-3 Stunden)
- Tragen Sie diskrete Inkontinenzeinlagen, wechseln Sie diese bei Bedarf
- Bei körperlich belastenden Tätigkeiten: Heben Sie mit korrekter Technik (in die Knie gehen, Beckenboden anspannen)
- Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über Anpassungen, wenn nötig (z.B. häufigere Pausen)
- Notfallset im Spind oder der Handtasche: Wechselwäsche, Einlagen, Feuchttücher
Auf Reisen
- Planen Sie Toilettenstopps im Voraus
- Im Flugzeug: Gangplatz buchen, Beckenboden beim Start und bei Turbulenzen anspannen
- Ausreichend Inkontinenzmaterial einpacken (mehr als Sie normalerweise brauchen)
- Informieren Sie sich über Toiletten am Zielort
- Bei längeren Flügen: Kompressionsstrümpfe tragen, regelmäßig aufstehen
In sozialen Situationen
- Vor Veranstaltungen: Blase entleeren, auch wenn Sie keinen Harndrang verspüren
- Bei Feiern: Alkohol meiden oder reduzieren (wirkt harntreibend)
- Dunkle Kleidung kann mehr Sicherheit geben
- Informieren Sie vertraute Personen – Offenheit nimmt oft den Druck
In der Partnerschaft und beim Geschlechtsverkehr
Belastungsinkontinenz kann auch beim Geschlechtsverkehr auftreten und wird von vielen Betroffenen als sehr belastend empfunden. Offene Kommunikation mit dem Partner ist hier besonders wichtig:
- Sprechen Sie das Thema offen an – Ihr Partner wird wahrscheinlich verständnisvoller reagieren als Sie denken
- Blase vor dem Geschlechtsverkehr entleeren
- Bestimmte Stellungen belasten den Beckenboden weniger (z.B. Seitenlage)
- Beckenbodentraining verbessert oft nicht nur die Kontinenz, sondern auch das sexuelle Empfinden
- Bei anhaltenden Problemen: Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen über spezielle Therapien

Professionelle Betreuung in den eigenen vier Wänden – individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt
Angebot anfordern Beraten lassenBesondere Situationen: Inkontinenz bei Erkältung, nach Geburt und im Alter
Belastungsinkontinenz bei Erkältung und chronischem Husten
Erkältungen mit starkem Husten sind für Menschen mit Belastungsinkontinenz besonders belastend. Jeder Hustenstoß kann zum unwillkürlichen Urinverlust führen. Was können Sie tun?
Akute Maßnahmen:
- Hustenstiller oder schleimlösende Medikamente nach Rücksprache mit dem Arzt
- Inhalationen mit Salzlösung oder Kamille beruhigen die Atemwege
- Beim Husten: Beckenboden anspannen, nach vorne beugen, evtl. Beine kreuzen
- Saugfähigere Inkontinenzeinlagen verwenden
- Viel trinken (trotz Inkontinenz!) – hilft, den Schleim zu lösen
Bei chronischem Husten:
Wenn Sie dauerhaft unter Husten leiden (z.B. als Raucherin, bei Asthma oder COPD), ist die Belastung für den Beckenboden enorm. Hier ist es besonders wichtig:
- Die Grunderkrankung optimal behandeln zu lassen
- Mit dem Rauchen aufzuhören – das ist die wichtigste Maßnahme!
- Intensives Beckenbodentraining, um den Beckenboden zu stärken
- Evtl. frühzeitig operative Optionen in Betracht ziehen
Nach Schwangerschaft und Geburt
Belastungsinkontinenz nach der Geburt ist sehr häufig – etwa 30-40% aller Frauen sind in den ersten Monaten betroffen. Die gute Nachricht: Bei den meisten bildet sich die Inkontinenz innerhalb des ersten Jahres zurück, wenn der Beckenboden konsequent trainiert wird.
Wichtig nach der Geburt:
- Beginnen Sie mit Rückbildungsgymnastik etwa 6-8 Wochen nach der Geburt (nach Kaiserschnitt evtl. später)
- Nehmen Sie an einem professionellen Rückbildungskurs teil – die Krankenkasse übernimmt die Kosten
- Stillen belastet den Beckenboden zusätzlich durch das Hormon Relaxin – seien Sie geduldig
- Vermeiden Sie schweres Heben in den ersten Monaten
- Wenn die Inkontinenz nach 6-12 Monaten nicht besser wird: Unbedingt zum Gynäkologen!
Manche Frauen entwickeln erst Jahre nach der Geburt eine Belastungsinkontinenz – oft ausgelöst durch die Wechseljahre oder zusätzliche Belastungen. Auch dann ist Beckenbodentraining die erste Wahl.
Belastungsinkontinenz im höheren Alter
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Belastungsinkontinenz – bei Frauen über 70 ist etwa jede Zweite betroffen. Gründe sind:
- Hormonmangel nach den Wechseljahren
- Nachlassende Muskelkraft generell
- Häufigere Begleiterkrankungen (Diabetes, neurologische Erkrankungen)
- Medikamente, die die Inkontinenz verschlimmern können
- Eingeschränkte Mobilität
Besonderheiten bei älteren Menschen:
Die Behandlung unterscheidet sich teilweise von der bei jüngeren Betroffenen:
- Beckenbodentraining ist auch im Alter sehr wirksam – es ist nie zu spät!
- Lokale Östrogengabe kann bei Frauen nach den Wechseljahren das Gewebe kräftigen
- Bei eingeschränkter Mobilität: Toilettenstuhl neben dem Bett, Toilettensitzerhöhung oder Haltegriffe im Bad
- Operative Eingriffe sind auch bei älteren Menschen möglich, wenn der Gesundheitszustand es zulässt
- Wichtig: Abklären, ob eine Mischinkontinenz vorliegt (Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz)
Bei pflegebedürftigen Menschen mit Belastungsinkontinenz ist oft professionelle Unterstützung hilfreich. Eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause kann nicht nur bei der Inkontinenzversorgung helfen, sondern auch Mobilität und Lebensqualität erhalten – etwa durch Unterstützung beim Beckenbodentraining oder bei der rechtzeitigen Toilettennutzung.
Prävention: Wie Sie Belastungsinkontinenz vorbeugen können
Vorbeugen ist besser als heilen – das gilt auch für Belastungsinkontinenz. Mit den richtigen Maßnahmen können Sie Ihr Risiko deutlich senken:
Für alle Altersgruppen
- Regelmäßiges Beckenbodentraining: Auch wenn Sie (noch) keine Probleme haben – präventives Training lohnt sich
- Normalgewicht halten: Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren
- Nicht rauchen: Chronischer Husten belastet den Beckenboden massiv
- Richtig heben: In die Knie gehen, Beckenboden anspannen, nicht mit rundem Rücken heben
- Verstopfung vermeiden: Pressen beim Stuhlgang schwächt den Beckenboden. Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Trinken helfen
- Sport mit Bedacht: Hochbelastende Sportarten mit beckenbodenfreundlichen kombinieren
Für Schwangere und junge Mütter
- Beckenbodentraining bereits während der Schwangerschaft
- Gewichtszunahme in der Schwangerschaft im empfohlenen Rahmen halten
- Nach der Geburt: Konsequente Rückbildungsgymnastik
- Nicht zu früh mit Sport beginnen – der Beckenboden braucht Zeit zur Regeneration
- Bei mehreren Geburten: Zwischen den Schwangerschaften ausreichend Zeit lassen
Für Frauen in und nach den Wechseljahren
- Beckenbodentraining intensivieren, wenn die Wechseljahre beginnen
- Bei vaginaler Trockenheit oder Gewebeveränderungen: Gynäkologen auf lokale Östrogengabe ansprechen
- Gewicht im Blick behalten – viele Frauen nehmen in den Wechseljahren zu
- Weiterhin körperlich aktiv bleiben – Bewegung stärkt alle Muskeln, auch den Beckenboden
Wann sollten Sie unbedingt zum Arzt?
Viele Menschen mit Belastungsinkontinenz zögern den Arztbesuch lange hinaus – aus Scham oder weil sie denken, es sei eine normale Alterserscheinung. Dabei ist frühe Behandlung oft deutlich erfolgreicher als späte Intervention.
Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn:
- Urinverlust regelmäßig auftritt und Ihren Alltag beeinträchtigt
- Sie bestimmte Aktivitäten meiden, weil Sie Angst vor Urinverlust haben
- Selbsthilfemaßnahmen wie Beckenbodentraining nach 3 Monaten keine Besserung bringen
- Der Urinverlust sich verschlimmert
- Zusätzlich Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten
- Sie zusätzlich unter Harndrang oder häufigem nächtlichen Wasserlassen leiden
- Nach einer Geburt die Inkontinenz nach 6-12 Monaten nicht besser wird
Der richtige Ansprechpartner:
- Für Frauen: Gynäkologe oder Urogynäkologe (Spezialist für Beckenboden und Harninkontinenz)
- Für Männer: Urologe
- Erste Anlaufstelle: Hausarzt, der Sie ggf. an einen Spezialisten überweist
Moderne Arztpraxen sind auf das Thema Inkontinenz eingestellt – Sie müssen sich nicht schämen. Je früher Sie professionelle Hilfe suchen, desto besser sind die Behandlungschancen.

Wir organisieren ärztliche Betreuung und Begleitung zu Terminen – professionell und würdevoll
Angebot anfordern Beraten lassenMythen und Missverständnisse über Belastungsinkontinenz
Rund um das Thema Inkontinenz kursieren viele Fehlinformationen. Hier räumen wir mit den häufigsten Mythen auf:
Mythos 1: “Inkontinenz ist eine normale Alterserscheinung”
Falsch. Auch wenn das Risiko mit dem Alter steigt, ist Inkontinenz keine unvermeidbare Folge des Älterwerdens. Viele ältere Menschen sind vollständig kontinent. Und selbst wenn Inkontinenz auftritt, gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten.
Mythos 2: “Weniger trinken hilft gegen Inkontinenz”
Falsch. Zu wenig Flüssigkeit führt zu konzentriertem Urin, der die Blase reizt und Infektionen begünstigt. Beides kann die Inkontinenz verschlimmern. Die richtige Trinkmenge (1,5-2 Liter pro Tag) ist wichtig.
Mythos 3: “Nach der Geburt ist Inkontinenz normal und geht von alleine weg”
Teilweise richtig. Leichte Inkontinenz in den ersten Wochen nach der Geburt ist häufig. Aber: Wenn sie nach 3-6 Monaten nicht deutlich besser wird, sollten Sie aktiv werden. Ohne Rückbildungsgymnastik verschwindet sie oft nicht von selbst.
Mythos 4: “Operationen sind gefährlich und helfen sowieso nicht”
Falsch. Moderne Operationsverfahren wie die TVT-Operation sind sehr sicher und haben Erfolgsraten von 80-90%. Natürlich gibt es wie bei jeder Operation Risiken, aber diese sind überschaubar. Eine Operation sollte aber erst in Betracht gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen.
Mythos 5: “Beckenbodentraining hilft nur jungen Frauen”
Falsch. Studien zeigen, dass auch Frauen über 70 noch deutlich von Beckenbodentraining profitieren können. Es ist nie zu spät, damit anzufangen!
Mythos 6: “Männer bekommen keine Belastungsinkontinenz”
Falsch. Auch wenn Belastungsinkontinenz bei Frauen häufiger ist, können auch Männer betroffen sein – besonders nach Prostataoperationen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind heute auch für Männer sehr gut.
Erfahrungsberichte: So haben andere Betroffene ihre Inkontinenz in den Griff bekommen
Sabine, 52 Jahre: “Endlich wieder joggen ohne Angst”
Sabine litt seit der Geburt ihres zweiten Kindes vor 15 Jahren unter leichter Belastungsinkontinenz. “Beim Husten oder Niesen ging immer ein bisschen was daneben, aber ich dachte, das gehört eben dazu nach zwei Kindern.” Als sie mit 50 wieder mit dem Joggen anfangen wollte, wurde das Problem akut: “Nach zehn Minuten Laufen war meine Einlage durchnässt. Ich war total frustriert.”
Auf Anraten ihrer Gynäkologin begann Sabine mit professionellem Beckenbodentraining bei einer spezialisierten Physiotherapeutin. “Die ersten Wochen war ich skeptisch, aber nach drei Monaten täglichem Training merkte ich eine deutliche Verbesserung. Heute, ein Jahr später, kann ich wieder eine Stunde joggen – komplett trocken. Ich hätte nie gedacht, dass das noch möglich ist.”
Sabines Tipp: “Sucht euch eine gute Physiotherapeutin, die sich mit Beckenboden auskennt. Und bleibt dran, auch wenn es am Anfang mühsam ist. Es lohnt sich!”
Thomas, 68 Jahre: “Nach der Prostata-OP zurück ins Leben”
Nach einer Prostataentfernung wegen Krebs litt Thomas unter schwerer Belastungsinkontinenz. “Die ersten Monate waren die Hölle. Ich musste ständig Windeln tragen und traute mich kaum noch aus dem Haus.” Sein Urologe empfahl zunächst intensives Beckenbodentraining mit Biofeedback und Elektrostimulation.
“Nach sechs Monaten Training war ich zwar besser, aber noch nicht zufrieden. Ich verlor immer noch Urin beim Aufstehen oder Treppensteigen.” Thomas entschied sich für eine Schlingenoperation. “Drei Monate nach der OP war ich zu 90% trocken. Heute, ein Jahr später, brauche ich nur noch eine dünne Sicherheitseinlage, die meist trocken bleibt.”
Thomas’ Tipp: “Gebt nicht auf! Die ersten Monate nach der Prostata-OP sind hart, aber es wird besser. Und wenn konservative Maßnahmen nicht reichen, ist eine OP keine Schande.”
Maria, 75 Jahre: “Mit Unterstützung geht alles leichter”
Maria lebte seit dem Tod ihres Mannes allein in ihrer Wohnung. Ihre Belastungsinkontinenz verschlimmerte sich mit den Jahren, gleichzeitig wurde sie durch Arthrose immer unbeweglicher. “Ich kam oft nicht mehr rechtzeitig zur Toilette, weil ich so langsam war. Und beim Aufstehen aus dem Sessel ging immer was daneben.”
Ihre Tochter organisierte zunächst eine 24-Stunden-Betreuung, die Maria im Alltag unterstützt. “Meine Betreuerin Ania hilft mir nicht nur bei der Körperpflege, sondern macht auch täglich Beckenbodenübungen mit mir. Sie erinnert mich daran, regelmäßig zur Toilette zu gehen, bevor es dringend wird.”
Zusätzlich ließ die Familie das Bad barrierefrei umbauen – mit Haltegriffen und einer Toilettensitzerhöhung. “Das macht einen riesigen Unterschied. Ich komme jetzt viel schneller zur Toilette und kann mich sicherer bewegen. Meine Inkontinenz ist zwar nicht weg, aber viel besser geworden.”
Marias Tipp: “Schämt euch nicht, Hilfe anzunehmen. Mit der richtigen Unterstützung kann man auch im Alter noch viel Lebensqualität zurückgewinnen.”
Julia, 34 Jahre: “Auch junge Frauen sind betroffen”
Julia war erst 28, als sie nach der Geburt ihres ersten Kindes unter Belastungsinkontinenz litt. “Ich dachte, das betrifft nur ältere Frauen. Ich war total geschockt und habe mich furchtbar geschämt.” Beim Rückbildungskurs sprach sie das Thema an – und war überrascht: “Fast die Hälfte der Frauen im Kurs hatte dasselbe Problem!”
Julia machte konsequent ihre Rückbildungsgymnastik und trainierte auch danach weiter ihren Beckenboden. “Nach einem Jahr war ich wieder komplett trocken. Als ich drei Jahre später mein zweites Kind bekam, wusste ich, was zu tun ist. Diesmal hatte ich nur ganz kurz leichte Probleme.”
Julias Tipp: “Redet darüber! Inkontinenz nach der Geburt ist total normal und kein Grund, sich zu schämen. Und fangt früh mit Rückbildung an – das macht wirklich einen Unterschied.”

Professionelle 24-Stunden-Betreuung entlastet Sie und Ihre Familie – individuell und würdevoll
Angebot anfordern Beraten lassenHäufig gestellte Fragen zu Belastungsinkontinenz: Husten, Niesen & Sport
Ist Belastungsinkontinenz heilbar oder muss ich damit leben?
Belastungsinkontinenz ist in vielen Fällen heilbar oder zumindest deutlich verbesserbar. Bei leichter bis mittlerer Inkontinenz führt konsequentes Beckenbodentraining bei 60-70% der Betroffenen zu einer deutlichen Besserung oder kompletten Heilung. Auch operative Verfahren haben Erfolgsraten von 80-90%. Selbst wenn eine vollständige Heilung nicht möglich ist, gibt es heute sehr gute Behandlungs- und Hilfsmöglichkeiten, die ein normales Leben ermöglichen. Wichtig ist, nicht zu resignieren, sondern aktiv zu werden.
Wie lange dauert es, bis Beckenbodentraining wirkt?
Die ersten Verbesserungen bemerken viele Betroffene nach etwa 6-8 Wochen täglichen Trainings. Für einen deutlichen, stabilen Effekt sollten Sie mindestens 3-6 Monate konsequent trainieren. Wichtig ist die korrekte Ausführung – lassen Sie sich am besten von einem spezialisierten Physiotherapeuten anleiten. Manche Menschen brauchen länger, andere sehen schneller Erfolge. Geduld und Konsequenz sind entscheidend. Auch nach einer Besserung sollten Sie den Beckenboden weiter trainieren, um den Effekt zu erhalten.
Kann ich trotz Inkontinenz weiter Sport treiben?
Ja, auf jeden Fall! Sport aufzugeben wäre kontraproduktiv, da Bewegung generell wichtig für Ihre Gesundheit ist. Passen Sie aber die Sportart und Intensität an: Wählen Sie zunächst beckenbodenfreundliche Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Walken. Wenn Sie weiter joggen oder andere hochbelastende Sportarten ausüben möchten, kombinieren Sie diese mit intensivem Beckenbodentraining. Viele Sportlerinnen können nach einigen Monaten Training wieder zu ihrer gewohnten Sportart zurückkehren. Wichtig: Richtige Technik (Beckenboden vor Belastung anspannen, beim Krafttraining ausatmen) und geeignete Inkontinenzeinlagen für mehr Sicherheit.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Inkontinenzhilfsmittel?
Ja, die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Inkontinenzhilfsmittel auf Rezept. Dazu gehören Einlagen, Vorlagen, Pants (Inkontinenzslips) und auch speziellere Hilfsmittel wie Pessare. Sie benötigen ein Rezept von Ihrem Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen. Meist müssen Sie eine Zuzahlung von 10% der Kosten leisten, maximal aber 10 Euro pro Monat. Lassen Sie sich von Ihrer Krankenkasse beraten, welche Produkte im Einzelnen übernommen werden – die Leistungen können je nach Kasse variieren.
Verschlimmert sich Belastungsinkontinenz mit der Zeit automatisch?
Nicht zwangsläufig. Ohne Behandlung kann sich Belastungsinkontinenz zwar verschlimmern, besonders wenn zusätzliche Risikofaktoren hinzukommen (Gewichtszunahme, weitere Geburten, chronischer Husten). Aber: Mit den richtigen Maßnahmen können Sie den Verlauf positiv beeinflussen oder sogar umkehren. Wichtig ist, frühzeitig aktiv zu werden. Je früher Sie mit Beckenbodentraining beginnen und Risikofaktoren reduzieren, desto besser sind die Aussichten. Auch im höheren Alter ist Verbesserung möglich – es ist nie zu spät für Beckenbodentraining.
Kann Belastungsinkontinenz ein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein?
In den meisten Fällen ist Belastungsinkontinenz auf eine Beckenbodenschwäche zurückzuführen und nicht Zeichen einer schweren Erkrankung. Allerdings sollten Sie ärztlich abklären lassen, ob nicht doch andere Ursachen vorliegen – etwa neurologische Erkrankungen, Diabetes, Blasensteine oder Tumore. Besonders wenn die Inkontinenz plötzlich auftritt, sich schnell verschlimmert oder mit anderen Symptomen einhergeht (Schmerzen, Blut im Urin, Fieber, Taubheitsgefühle), sollten Sie zeitnah einen Arzt aufsuchen. Eine gründliche Diagnostik ist wichtig, um die richtige Therapie zu finden.
Hilft eine Hormontherapie gegen Belastungsinkontinenz?
Eine lokale Östrogentherapie (Salbe oder Zäpfchen für die Scheide) kann bei Frauen nach den Wechseljahren hilfreich sein. Das Östrogen kräftigt das Gewebe und kann die Inkontinenz verbessern – allerdings meist nicht vollständig heilen. Eine systemische Hormonersatztherapie (Tabletten) wird wegen möglicher Nebenwirkungen und Risiken nur in Ausnahmefällen zur Behandlung von Inkontinenz empfohlen. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen, ob eine lokale Östrogenbehandlung für Sie sinnvoll ist. Sie ersetzt aber nicht das Beckenbodentraining, sondern kann dieses ergänzen.
Was ist der Unterschied zwischen Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz?
Der Hauptunterschied liegt im Auslöser: Bei Belastungsinkontinenz geht Urin bei körperlicher Belastung verloren (Husten, Niesen, Sport), ohne dass Sie vorher Harndrang verspüren. Bei Dranginkontinenz hingegen kommt es zu einem plötzlichen, sehr starken Harndrang, dem Sie nicht rechtzeitig nachkommen können – auch ohne körperliche Belastung. Die Ursachen sind unterschiedlich: Belastungsinkontinenz entsteht durch Beckenbodenschwäche, Dranginkontinenz durch eine überaktive Blase. Viele Menschen haben eine Mischform aus beiden. Die Behandlung unterscheidet sich je nach Inkontinenzform, daher ist eine genaue Diagnose wichtig.
Kann ich Belastungsinkontinenz mit Medikamenten behandeln?
Für Belastungsinkontinenz gibt es nur wenige wirksame Medikamente. Der Wirkstoff Duloxetin kann in manchen Fällen die Verschlusskraft der Harnröhre erhöhen, hat aber teils erhebliche Nebenwirkungen (Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit) und wird daher nur bei bestimmten Patientinnen eingesetzt. Bei Frauen nach den Wechseljahren kann lokales Östrogen helfen (siehe oben). Im Gegensatz zur Dranginkontinenz, für die es mehrere wirksame Medikamente gibt, steht bei Belastungsinkontinenz die konservative Therapie (Beckenbodentraining, Gewichtsreduktion) oder eine Operation im Vordergrund. Medikamente sind eher eine ergänzende Option.
Wie finde ich einen spezialisierten Physiotherapeuten für Beckenbodentraining?
Fragen Sie zunächst Ihren Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen nach einer Empfehlung. Viele Praxen arbeiten mit spezialisierten Physiotherapeuten zusammen. Sie können auch bei Ihrer Krankenkasse nachfragen oder auf den Websites von Fachverbänden suchen (z.B. AG GGUP – Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie und Proktologie). Achten Sie darauf, dass der Therapeut eine Zusatzausbildung für Beckenboden hat. Ein guter Therapeut wird zunächst Ihren Beckenboden genau untersuchen, bevor er ein individuelles Trainingsprogramm erstellt. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn Sie ein Rezept haben.
Ist eine Operation bei Belastungsinkontinenz riskant?
Moderne Operationsverfahren wie die TVT- oder TOT-Operation sind relativ sichere, minimal-invasive Eingriffe mit geringen Komplikationsraten. Schwere Komplikationen sind selten (unter 5%). Mögliche Risiken sind: Blasenentleerungsstörungen (meist vorübergehend), Infektionen, Verletzungen der Blase oder Harnröhre (sehr selten), Erosionen des Bandes (selten) oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Die Erfolgsrate liegt bei 80-90%, das heißt die meisten Patientinnen sind nach der OP kontinent oder deutlich gebessert. Wichtig: Eine Operation sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn konservative Maßnahmen nach 6-12 Monaten nicht ausreichend geholfen haben. Lassen Sie sich ausführlich von einem erfahrenen Operateur beraten.
Kann ich während der Schwangerschaft schon etwas gegen Inkontinenz tun?
Ja, Prävention ist möglich! Beginnen Sie bereits in der Schwangerschaft mit sanftem Beckenbodentraining – das kann das Risiko für Inkontinenz nach der Geburt reduzieren. Viele Hebammen bieten Schwangerschaftsgymnastik mit Beckenbodenelementen an. Achten Sie auch auf Ihr Gewicht – eine übermäßige Gewichtszunahme belastet den Beckenboden zusätzlich. Vermeiden Sie schweres Heben und lernen Sie, beim Husten oder Niesen den Beckenboden anzuspannen. Nach der Geburt ist konsequente Rückbildungsgymnastik das A und O. Beginnen Sie etwa 6-8 Wochen nach der Geburt (nach Kaiserschnitt evtl. später) mit einem professionellen Rückbildungskurs.
Fazit: Belastungsinkontinenz ist behandelbar – werden Sie aktiv!
Belastungsinkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Die gute Nachricht: Sie müssen unwillkürlichen Urinverlust beim Husten, Niesen oder Sport nicht einfach hinnehmen. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich Belastungsinkontinenz in den meisten Fällen deutlich verbessern oder sogar vollständig beheben.
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Früh handeln lohnt sich: Je früher Sie mit Beckenbodentraining und anderen Maßnahmen beginnen, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
- Konservative Therapie zuerst: Bei leichter bis mittlerer Inkontinenz sollten Sie zunächst konservative Methoden ausschöpfen – vor allem professionelles Beckenbodentraining über mindestens 3-6 Monate.
- Lebensstiländerungen helfen: Gewichtsreduktion, Rauchstopp und angepasste Sportarten können die Symptome deutlich verbessern.
- Operation als Option: Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, sind moderne Operationsverfahren sehr erfolgreich und sicher.
- Keine Scham nötig: Inkontinenz ist ein medizinisches Problem, kein Tabuthema. Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt und holen Sie sich professionelle Hilfe.
- Prävention ist möglich: Regelmäßiges Beckenbodentraining, Normalgewicht und gesunder Lebensstil können Ihr Risiko für Belastungsinkontinenz deutlich senken.
Besonders im höheren Alter oder bei Pflegebedürftigkeit kann professionelle Unterstützung den Alltag erheblich erleichtern. Eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause bietet nicht nur Hilfe bei der Inkontinenzversorgung, sondern unterstützt auch beim Beckenbodentraining, bei der Mobilität und bei der Erhaltung der Lebensqualität – würdevoll und in den vertrauten eigenen vier Wänden.
Egal ob Sie jung oder alt sind, ob Sie gerade erst erste Symptome bemerken oder schon länger unter Belastungsinkontinenz leiden: Es ist nie zu spät, aktiv zu werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, suchen Sie sich professionelle Unterstützung und geben Sie nicht auf. Mit den heutigen Behandlungsmöglichkeiten können die meisten Menschen mit Belastungsinkontinenz wieder ein aktives, selbstbestimmtes Leben führen – ohne Angst vor peinlichen Situationen beim Husten, Niesen oder Sport.

Kostenlose Beratung zur 24-Stunden-Betreuung – individuell, professionell und würdevoll
Angebot anfordern Beraten lassenHinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische oder rechtliche Beratung. Alle Angaben entsprechen dem Stand 2025 und können sich ändern. Bei gesundheitlichen Problemen konsultieren Sie bitte immer einen Arzt. Die beschriebenen Behandlungsmethoden sollten nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden. Stand: Dezember 2025