Die 24-Stunden-Pflege gewinnt für viele Familien in Deutschland an Bedeutung. Wenn Angehörige intensive Unterstützung brauchen, wünschen sie sich oft Betreuung in den eigenen vier Wänden. Die sogenannte 24-Stunden-Pflege ist eine der meistgewählten Lösungen. Doch rund um die Arbeitszeiten, Ruhezeiten und das Arbeitszeitgesetz bestehen viele Unsicherheiten.
Als Angehöriger stehen Sie vor wichtigen Fragen: Wie ist die Arbeitszeit einer Pflegekraft geregelt? Was sind zulässige Arbeitszeitmodelle? Wie sehen Pausen und Bereitschaftsdienste aus? Welche gesetzlichen Regelungen gelten zur Nachtruhe? Die Antworten betreffen nicht nur die Lebensqualität der Pflegebedürftigen, sondern auch Ihre rechtliche Sicherheit und Ihr gutes Gewissen.
Dieser Ratgeber klärt umfassend über die Organisation, Regeln und Grenzen der 24-Stunden-Pflege auf. Sie erhalten konkrete Tipps, wie Sie eine rechtskonforme und faire Lösung für alle Beteiligten schaffen. So können Sie besser entscheiden, welche Betreuungsform am besten passt.

Lassen Sie sich kostenfrei beraten – für eine rechtssichere und faire Betreuung zu Hause.
Angebot anfordern Beraten lassenDie Grundlagen der 24-Stunden-Pflege: Organisation & Arbeitsmodelle
Was ist „24-Stunden-Pflege“? – Ein Überblick
Viele Angehörige stellen sich die 24-Stunden-Pflege als eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung vor. In der Praxis bedeutet diese Betreuungsform, dass eine Pflegekraft im Haushalt Ihrer pflegebedürftigen Angehörigen lebt und Alltagsaufgaben übernimmt. Wichtig ist: Die Bezeichnung „24-Stunden-Pflege“ ist rechtlich nicht wörtlich zu nehmen. Ruhezeiten, Pausenregelungen und Arbeitszeitmodelle sind entscheidend.
Typische Leistungen bei 24-Stunden-Pflege:
- Hilfe bei Körperpflege, Anziehen, Toilettengang
- Unterstützung im Haushalt (Kochen, Putzen, Einkaufen)
- Begleitung zu Terminen
- Gesellschaft und Mobilisation
- Nachtbereitschaft (in Grenzen)
Arbeitszeitmodelle in der 24-Stunden-Pflege
In der häuslichen Betreuung werden verschiedene Arbeitszeitmodelle praktiziert. Welche zulässig sind, hängt von Vertragsmodell und gesetzlichen Vorgaben ab.
- Wechselmodell: Zwei Pflegekräfte wechseln sich alle 2–4 Wochen ab.
- Klassisches Live-in-Modell: Eine Pflegekraft wohnt für längere Zeit im Haushalt.
- Schichtmodell: Zwei Pflegekräfte teilen sich Tag und Nacht.
Ein Schichtmodell ist bei hohem Pflegebedarf sinnvoll. Beim Live-in-Modell müssen Bereitschaftszeiten, Pausen und Nachtruhe klar geregelt sein, um Überforderung zu vermeiden.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Arbeitszeit, Arbeitsrecht & Arbeitszeitgesetz
Wie sind Arbeitszeit und Ruhezeiten in der 24-Stunden-Pflege geregelt?
Das deutsche Arbeitszeitgesetz legt fest, wie lange eine Pflegekraft täglich und wöchentlich arbeiten darf. Die maximale Arbeitszeit beträgt 8 Stunden pro Tag und 48 Stunden pro Woche. In Ausnahmefällen sind bis zu 10 Stunden täglich möglich, wenn der Ausgleich innerhalb von sechs Monaten erfolgt.
Ruhezeiten: Eine tägliche ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden muss eingehalten werden.
Pausenregeln: Nach spätestens 6 Stunden Arbeit ist eine Pause von mindestens 30 Minuten vorgeschrieben.
Bereitschaftsdienst: Zeiten, in denen die Pflegekraft im Haus bleibt, aber nicht aktiv arbeitet, zählen als Arbeitszeit, wenn sie gerufen wird.
Beispiel für einen Tagesplan:
Uhrzeit | Tätigkeit | Art der Zeit |
---|---|---|
7:00 – 9:00 | Morgendliche Pflege | Arbeitszeit |
9:00 – 12:00 | Haushaltstätigkeiten | Arbeitszeit |
12:00 – 14:00 | Begleitung zu Terminen | Arbeitszeit |
14:00 – 17:00 | Freizeit/Pause | Ruhezeit/Pause |
17:00 – 19:00 | Abendpflege | Arbeitszeit |
22:00 – 7:00 | Nachtbereitschaft | Bereitschaft/Nachtruhe |

Wir zeigen Ihnen, wie Sie gesetzliche Regelungen einfach umsetzen – verständlich & unverbindlich.
Angebot anfordern Beraten lassenPausenregelung, Bereitschaftsdienst und Nachtruhe: Was muss beachtet werden?
- Pausen: Mindestens 30 Minuten nach 6 Stunden Arbeit.
- Bereitschaftsdienst: Pflegekraft kann freie Zeit nutzen, aktiver Einsatz zählt als Arbeitszeit.
- Nachtruhe: Mindestens 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit; Ausnahmen müssen ausgeglichen werden.
Planen Sie Pflegetätigkeiten so, dass Pausen und Nachtruhe eingehalten werden. Bei hohem Nachtbedarf kann ein Schichtmodell sinnvoll sein.
Die Rolle von Arbeitsrecht & Entsendung: Wer haftet wofür?
Direktanstellung, Entsendung oder Selbstständigkeit – was gilt arbeitsrechtlich?
Es gibt drei gängige Modelle:
- Direktanstellung: Haushalt ist Arbeitgeber, Arbeitszeitgesetz gilt vollumfänglich.
- Entsendung: Pflegekraft bleibt im Heimatland angestellt, deutsche Arbeitszeitregelungen gelten während des Einsatzes.
- Selbstständigkeit: Pflegekraft arbeitet auf eigene Rechnung; Scheinselbstständigkeit muss vermieden werden.
Modell | Arbeitszeitgesetz | Haftung | Kostenstruktur |
---|---|---|---|
Direktanstellung | gilt vollumfänglich | Haushalt als Arbeitgeber | Gehalt, Sozialabgaben |
Entsendung | deutsches Regelwerk | Vermittlungsdienst | Agenturgebühr, Grundlohn |
Selbstständigkeit | eingeschränkt, Abgrenzung nötig | Pflegekraft/Auftraggeber | variabel |
Arbeitszeitgesetz: Was Angehörige unbedingt wissen sollten
Das Arbeitszeitgesetz schützt vor Überlastung. Als Auftraggeber haften Sie für die Einhaltung von Arbeits- und Ruhezeiten. Dokumentieren Sie Arbeitszeiten, Pausen und Bereitschaftsdienste sorgfältig.
Kosten, Vergütung und Finanzierung der 24-Stunden-Pflege
Wie setzen sich die Kosten für die 24-Stunden-Pflege zusammen?
Die Kosten richten sich nach Leistungsumfang, Qualifikation und Modell. Einflussfaktoren sind Anzahl der Pflegekräfte, Nachtarbeit, Qualifikation und Sozialabgaben.
Kostenpunkt | Preisspanne pro Monat (€) |
---|---|
Grundlohn (1 Kraft) | 2.300 – 3.200 |
Vermittlungsgebühr | 200 – 400 |
Sozialabgaben (bei Anstellung) | 500 – 700 |
Welche Zuschüsse und Kostenübernahmen gibt es?
- Pflegegeld und Pflegesachleistungen je nach Pflegegrad
- Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege
- Zuschüsse für kombinierte Pflegeformen

Nutzen Sie alle Zuschüsse und Fördermöglichkeiten – wir helfen Ihnen kostenlos bei der Berechnung.
Angebot anfordern Beraten lassenArbeitsalltag, Anforderungen und Qualitätsstandards
Wie läuft der Alltag einer Pflegekraft in der 24-Stunden-Betreuung ab?
Der Alltag ist abwechslungsreich. Typische Aufgaben:
- Grundpflege (Waschen, Ankleiden)
- Kochen, Einkaufen, Hauswirtschaft
- Unterstützung bei Mobilität und Medikamentengabe
- Nachtbereitschaft bei Notfällen
Sorgen Sie für einen abschließbaren Rückzugsraum und dokumentieren Sie Tätigkeiten, Pausen und Bereitschaft.
Wie lässt sich Überforderung vermeiden?
- Arbeitszeit korrekt planen und Ruhephasen gewähren
- Bedarf offen kommunizieren und flexible Modelle finden
- Bei hohem Nachtbedarf: Doppelbesetzung prüfen
Vor- und Nachteile der 24-Stunden-Pflege – Alternativen prüfen
Vorteile für Pflegebedürftige und Angehörige
- Betreuung im eigenen Zuhause
- Individuelle Abstimmung auf Tagesablauf
- Persönliche Bezugsperson
- Entlastung der Angehörigen
Herausforderungen und Grenzen
- Kostenintensiv bei hohem Pflegebedarf
- Strikte Dokumentation und Planung nötig
- Gefahr von Überlastung ohne ausreichende Pausen
- Hoher Organisationsaufwand
Alternativen zur klassischen 24-Stunden-Pflege
- Teilzeitpflege kombiniert mit ambulanten Pflegediensten
- Betreutes Wohnen oder Senioren-WG
- Tages- und Nachtpflegeeinrichtungen

Unser Team unterstützt Sie bei der Auswahl eines gesetzeskonformen Pflegekonzepts – individuell & kostenfrei.
Angebot anfordern Beraten lassenHandlungsempfehlung: So finden Sie das passende Arbeitszeitmodell für die 24-Stunden-Pflege
- Bedarf und Pflegegrad prüfen: Ermitteln Sie Intensität und nächtlichen Unterstützungsbedarf.
- Geeignetes Arbeitszeitmodell wählen: Achten Sie auf gesetzeskonforme Dienstpläne und Pausen.
- Seriösen Anbieter wählen: Transparenz über Vertragspartner und Haftung sicherstellen.
- Finanzierung und Zuschüsse beantragen: Pflegekostenrechner nutzen und Leistungen bei Kasse beantragen.
- Organisation und Kontrolle: Tagesprotokoll führen und offenen Dialog mit Pflegekraft pflegen.
FAQ zur 24-Stunden-Pflege: Arbeitszeit, Ruhezeiten & Modelle
Wie lange darf eine Pflegekraft täglich im Rahmen der 24-Stunden-Pflege arbeiten?
Maximal 8 Stunden täglich (bis zu 10 Stunden bei Ausgleich innerhalb von sechs Monaten), zuzüglich gesetzlicher Pausen und Ruhezeiten.
Was zählt in der 24-Stunden-Pflege als Arbeitszeit?
Alle aktiven Betreuungszeiten und Bereitschaftsdienste, einschließlich nächtlicher Einsätze, zählen als Arbeitszeit.
Sind Pausen und Nachtruhe gesetzlich vorgeschrieben?
Ja. Mindestens 30 Minuten Pause nach 6 Stunden Arbeit und 11 Stunden ununterbrochene Nachtruhe.
Darf eine Pflegekraft in der Nacht arbeiten?
Nur in Ausnahmefällen, z. B. bei Notfällen. Nachtdienste zählen als Arbeitszeit und müssen entsprechend vergütet werden.
Was passiert bei Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz?
Bußgelder und Vertragsstrafen können folgen. Auftraggeber und Angehörige sind mitverantwortlich für die Einhaltung der Regeln.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Ratgeber ersetzt keine individuelle Rechts- oder Pflegeberatung. Für verbindliche Auskünfte wenden Sie sich bitte an Fachanwälte oder zugelassene Beratungsstellen.